Man muss zum Anfang des
Jahrhunderts zurückgehen, um die ersten Initiativen zur Auswahl
eines Mischtyps ausgehend von einer weitgehend heterogenen
Bevölkerung von Milchrindern zu finden, die im Verlauf der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhundert neue Impulse durch Kreuzung mit Shorthorn,
einer damals geschätzten Rasse erhalten hatten.
Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges
wurden die Arbeiten unterbrochen und erst 1919 promulgierten die
Behörden eine echte Charta der Rinderauswahl. Die mit einem präzisen
Ziel vor Augen; Rindvieh für < zwei Zwecke > und rechteckig, in dem
sich ein gutes Format und eine durchschnittliche Muskulatur mit
einer guten Milchproduktion ( 4000 l mit 3,5% ) vereinigen.
Dieses Ziel wurde konsequent bis 1950
verfolgt.
Im Zeitraum von 1950 bis 1960 zeichnet
sich ein Übergang mit den ersten Merkmalen einer neuen
Zuchtorientierung ab.
Die entscheidende Wende erfolgte
allerdings im Jahre 1960/70. Zuerst bei den Stieren und dann auch
bei den Kühen wurde der Muskulaturentwicklung die eindeutige
Priorität gegeben. Die Auswirkungen dieser Auswahl sind
bemerkenswert. Es erscheint ein neuer Typ, der eine erhebliche
Muskelentwicklung ( Schulter, Widerris, Rücken, Lenden und
Hinterhand ), ein großes Format, ein feines jedoch solides
Knochengerüst, eine ansprechende Harmonie der Linien mit runden
Rippen, einer geneigten Kruppe, versteckten Hüften und einem
abgesetzten Schwanz verbindet.
Diese radikale schnelle Umwandlung
erfolgte als Reaktion auf die wirtschaftlichen Bedingungen und ins
besondere auf einen Fleischmarkt, der sehr sensibel auf Unterschiede
im Bau der Tiere und die sich hierin abzeichnende Zusammensetzung
der Karkasse reagiert, lange BBB Schlachtkälber können im
Handel zwei bis drei Mal so viel wie ein normales Kalb wert sein.
Ein Außenstehender hat es schwer, die
Gründe für derartige Preisunterschiede zu verstehen. Sie beruhen auf
einer besseren Verwertbarkeit der Karkasse, die durch eine
Hypertrophie der meisten Muskeln deren größere Zartheit und den
geringeren Anteil von Fettgewebe möglich wird. In den Händen eines
belgischen Schlachters wird aus der Karkasse eines <Culard> ein
wesentlich höherer Anteil an Stücken 1. Wahl d.h. für schnelle Brat-
und Pfannengerichte, gewonnen, die von den besonders anspruchsvollen
belgischen Verbraucher besonders bevorzugt werden.
Der Wert eines Schlachtkalbs veranlasst
den Züchter , keine Risiken einzugehen und systematisch eine
Kaiserschnittgeburt vorzunehmen, die man als technische Wahl
betrachtet. Hierbei werden sämtliche Zugkraftwirkungen vermieden und
die Sterblichkeit während der Geburt sehr gering ist.
Parallel zu dieser Entwicklung nahm die
Größe der Zuchtbetriebe bei gleichzeitiger Verringerung der
Arbeitskräfte zu. Überdies senkt sich die Milchproduktion. Man sieht
daher immer mehr Züchter, die sich der Formel der Mastkälber
anschließen.
Aus einer Rasse die zu Beginn gemischt
war, sind die <Blanc Bleu Belge> zu einer wahren Fleischrasse
geworden, deren wesentlichen Trümpfe wie folgt lauten:
außerordentliche Entwicklung der Muskulatur, Fleischqualität,
( Zartheit ) Format, frühe Reife, Ernährungsfreundlichkeit, zahmer
Charakter, Gleichförmigkeit, mütterliche Fähigkeiten. |